Foto: Kleine Zeitung 10.09.2015; Fotolia

Bauernsterben! Fluch oder Chance?

„Jeder zweite Bauer denkt ans Aufhören“ titelt die heutige Kleine Zeitung !

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Prinzipiell ein längst bekanntes Problem, das sich bereits seit Jahrzehnten abzeichnet. Schließlich gibt es die schönen Statistiken, die darstellen, dass sich mit der Steigerung Industrialisierungsstand eines Landes, der Agrarsektor indirekt proportional entwickelt. Frankreich und Deutschland zeigen es auf erschreckende Weise vor, wohin sich die „Agrarindustrie“ entwickelt und steht dabei im Bereich Technisierung modernen Industriebetrieben anderer Sparten um nichts nach. Voll automatisierte Ernteprozessoren, die nur mehr mittels Laptop gesteuert werden und 24 Stunden durchgehend die Felder bestellen und sogar während der Fahrt betankt werden. Menschliches Eingreifen ist nur mehr im Störungsfall nötig. Die internationalen Agrarmessen präsentieren immer ausgefeiltere technische Anlagen, die auch im Agrarsektor den „Faktor Mensch“ langsam überflüssig machen.

Diese Entwicklung ist längst kein Zukunftsszenario, sondern gelebte Realität! Das Ergebnis ist erschreckend: Überproduktion; sinkende Preise; tote Bodenstrukturen usw.

Genau diese Entwicklung führt aber auch zu den immer wiederkehrenden „Aufständen der Bauern“.

Wie kommt es zu dieser Unzufriedenheit der Bauern?

Unseren Bauern wird suggeriert, dass man diesen technischen Wettlauf unbedingt mitmachen muss, um Überleben zu können! Maschinen, Anlagen, Saatgut müssen stets dem neuesten Stand entsprechen, damit man überleben kann! Doch diese Denkweise ist grundlegend falsch! Die Beschaffenheit der Agrarfläche ist in Österreich, mit Ausnahme einiger Gegenden in Oberösterreich und Niederösterreich, einfach nicht vergleichbar mit den industriell genutzten Agrarflächen in Frankreich, Deutschland usw. Daher ist dieser Wettlauf bereits verloren, bevor er begonnen hat!

Ist das der Untergang des Bauerntums?

Für all jene Bauern, die meinen die Zukunft der Bauern besteht darin die Böden für zukünftige Generationen unbrauchbar zu machen, mit immer mehr Agrochemie einen letztlich konstanten Ertrag zu erzielen, mit menschenverachtenden Methoden Fleisch industriell zu produzieren, muss diese Frage mit JA beantwortet werden!

Für jene Bauern, die sich letztlich auf ihre Wurzeln besinnen, die einen berechtigten Zukunftsglauben entwickeln, die echte Nachhaltigkeit ihrem Denken und Handeln zugrunde legen, nur diese Bauern haben eine nachhaltige Überlebenschance! Diese Bauern mit Zukunftsglauben und Visionen tragen auch dazu bei, bessere Nahrungsmittel zu produzieren und erhalten zusätzlich den Grund und Boden für spätere Generationen!

Wie kann dieses bäuerliche Nachhaltigkeitskonzept in der Praxis funktionieren?

„Gemeinsam sind wir stärker“ sollte dabei als Erfolgsmantra immer dabei sein. Einfach über den Tellerrand blicken und das Gesamte dabei im Auge behalten. So gibt es bereits freiwillige Zusammenschlüsse innovativer Menschen, die bereits seit vielen Jahren solche Konzepte erfolgreich praktizieren.

Warum hört und liest man nirgends von diesen Erfolgsrezepten?

Diese Frage ist recht einfach zu beantworten. Einerseits agieren diese Kooperationen immer nur in einem sehr kleinen regionalen Radius und sind daher kleine Einheiten, die über keine überregionale Präsenz verfügen und daher für die Gesamtheit quasi unsichtbar sind. Zum Anderen sind diese Zusammenschlüsse so klein, dass diese von den Interessenvertretungen gerne totgeschwiegen werden, da sie weitgehend autark agieren und daher keine Abhängigkeitsbeziehung zu internationalen Agrarkonzernen haben, was wiederum wie der sprichwörtliche Dorn im Auge der Agrokonzerne ist.

Ich bin wirklich gespannt, wann etwa die Landwirtschaftskammer Informationsveranstaltungen anbietet, wo Bauern Lösungen unterbreitet werden, wo die gesamte Wertschöpfungskette von der Saat bis zum Endkunden in der Hand von autarken bäuerlichen Strukturen liegt!

Falls Sie als Landwirt, mit berechtigtem Glauben an die Zukunft, Interesse an diesen Lösungen und Konzepten haben, freue ich mich auf Ihre Nachricht unter agentur@wollmilchsau.eu!

Herzlichst Ihr Martin Scheibelhofer

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