Archiv für den Monat: Juni 2010

BP als Opfer der Finanzkrise

Zugegeben, der Titel ist bewusst etwas provokant gewählt! Aber lassen sie mich im Folgenden die Zusammenhänge der aktuellen Ölkrise aus einer etwas globaleren Perspektive beleuchten.

Beinahe täglich überschlagen sich die Meldungen bezüglich der immer größer werdenden Auswüchse dieser globalen Umweltkatastrophe. Daher möchte ich nun eine weitere Perspektive dieser Zusammenhänge ansprechen und weniger die katastrophalen ökologischen Auswirkungen.

BP als solides und profitables Unternehmen!

Bis zu dieser Katastrophe war BP ein höchst rentables Unternehmen, das, sehr zur Freude der Anleger, immer wieder viele Milliarden Dollar Gewinn geschrieben hat. Innerhalb von wenigen Monaten, seit Beginn der Umweltkatastrophe, spricht man in Finanzkreisen bereits vom Untergang dieses profitablen Unternehmens. Da fragt man sich doch, wie ist das möglich, dass ein Unternehmen, dass jährlich viele Milliarden Dollar an Dividenden ausschütten kann, plötzlich am Rande des Abgrundes steht?

Finanzmarkt als Damoklesschwert!

Betrachten wir das weitere Umfeld von BP, so erkennen wir, dass auch hier die Finanzmärkte einen steuernden Einfluss auf die Gesamtsituation haben. In den Nachrichten lesen wir, dass BP wegen der Ölkatastrophe schon 40% seines Marktwertes verloren hat. Genau dieser spekulative Hintergrund und die damit verbunden Bewertungen der Ratingagenturen bringen erst die Situation von BP in diese prekäre Lage! Wenn diese Finanzspekulationen nicht wären, auch die Ratingagenturen nicht gleich die Kreditwürdigkeit, dieses vor wenigen Monaten noch höchst lukrativen Unternehmens herabstufen würden, wäre der Druck, der derzeit auf BP lastet, bei Weitem nicht so groß und man könnte sich auf das eigentlich Wichtige konzentrieren – der Beseitigung dieser Umweltkatastrophe! Aber so muss auf mehreren Seiten ein mühsamer Kampf gefochten werden. Die herabgestufte Kreditwürdigkeit erschwert die Liquidität und macht so den nötigen Bewegungsspielraum zu Nichte.

Die Geschichte wiederholt sich immer wieder – nur eben auf unterschiedlichen Bühnen

Die letzte globale Finanzkrise ist noch gar nicht ausgestanden und schon greifen auch in dieser jetzigen globalen ökologischen Krise dieselben Mechanismen. Spekulationen im großen Stil beeinflussen natürliche Marktregulationen mit dem einzigen Ziel, daraus Profit zu schlagen!

Sie glauben das ist überzeichnet?

Lassen sie mich erklären, wie ich zu dieser Hypothese komme! BP steht gerade am globalen öffentlichen Pranger, als der weltgrößte Umweltfeind. Doch betrachten wir ganz seriös, so war es schlicht und ergreifend „Pech“ für BP, dass diese Ölplattform explodierte. Auf der ganzen Welt werden ständig hochriskante Ölbohrungen vorgenommen von unterschiedlichsten Ölfirmen. Und, so tragisch die Auswirkungen auch sind, es war nicht mehr und nicht weniger ein Frage der Zeit, dass eine derartige Katastrophe passiert und es werden in Zukunft immer wieder solche Katastrophen passieren. Der Grund ist wie bereits entsprechend hergeleitet der Profitzwang von börsennotierten Unternehmen am Finanzmarkt. Und in der jetzigen Situation warten im Prinzip nur die Mitbewerber bis BP über die Klinge springt und Insolvenz anmelden muss. Diese einmalige Chance wird dann wieder von den Investoren am Finanzmarkt genutzt zur Schnäppchenjagd auf die profitablen Überreste eines Konzerns.

Und was geschieht dann mit der Umweltkatastrophe, wenn BP untergeht!

Auch hier haben wir in der letzten Finanzkrise erlebt, wie einfach dieses Problem beseitigt werden kann! Der Staat muss schlussendlich dafür aufkommen aus Mitteln der Steuerzahler. Also werden an dieser Ölkatastrophe wieder einige wenige Spekulanten ein Vermögen verdienen und BP’s Mitbewerber können sich freuen auf lukrative Mehrwerte.

Die Ohnmacht der Politik

Bereits jetzt zeichnet sich wieder deutlich ab, dass auch in dieser Situation die Politik völlig ohnmächtig und zahnlos nur darauf warten viele Hundert Milliarden Dollar aus Steuergeldern aufzubringen, um die Umweltkatastrophe in den Griff zu bekommen. Wann endlich werden sich die politischen Verantwortlichen aus dem Würgegriff der globalen Finanzmarktspekulanten befreien und für global Probleme globale Lösungen durchsetzen?

Nun ich kann diese Frage leider nicht beantworten!

Meiner Meinung nach darf man diese Umweltkatastrophe nicht als Einzelfall sehen, sondern als Anlass nahmen Maßnahmen zu ergreifen diese Katastrophe zu beseitigen und das Risiko für künftige Katastrophen zu minimieren. Das geht allerdings nur, wenn global agierenden Firmen eine global agierende Politik gegenübersteht. Nur dann kann man entsprechend kontrollieren und von vorneherein hochriskante Ölbohrvorhaben unterbinden. Zudem müssen sich alle Firmen, die aus Ölbohrungen Profit erwirtschaften und potenziell solche Katastrophen auslösen können, auch an den entsprechenden Fonds zur Beseitigung dieser Katastrophen beitragen.